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Fachkräftemangel


Es knirscht im Gebälk - Spätestens in den letzten Jahren ist klar geworden, dass es Gewissheit und Planungssicherheit im Apothekengeschäft nicht mehr gibt und, dass die Pandemie mehr als nur ein gesundheitliches Phänomen ist. Soziale und politische Faktoren setzten den Rahmen, und der wird immer enger.

Die Digitalisierung, das Bildungssystem, die Resilienz des Einzelnen – es sind viele Faktoren, die Apotheken längst nicht nur am Rande treffen. Denn jedes Unternehmen spürt, dass die seit Langem bekannten Entwicklungen nun schlagend werden: Es geht das qualifizierte Personal aus, wenn die Arbeitsbedingungen altmodisch sind, die Wertschätzung fehlt und damit ein Job im Gesundheitswesen längst nicht mehr attraktiv ist. Es sind nicht nur die Konkurrenz der Online-Märkte oder der Sparkurs in der Bevölkerung, die dafür verantwortlich sind, dass der Umsatz zurückgeht und neue Strategien dringend gefragt sind.

 

Hohes Vertrauen in den Berufsstand

Viele Apotheken können ohne passende Personalressourcen einfach nicht mehr mithalten, wenn es um Modernisierung und den Ausbau von Services geht. Und dass, obwohl sie ihre starke Position am Gesundheitsmarkt gerade in der Pandemiezeit halten konnten. Denn während nämlich Arztbesuche weitgehend vermieden wurden, hat sich die Apotheke umso mehr als wichtige Anlaufstelle in medizinischen Fragen etablieren können. Das niederschwellige und zugleich hochgradig kompetente Beratungsangebot wurde mehr denn je in Anspruch genommen. Jetzt gilt es, diesen Mehrwert und Vertrauensbonus zu nutzen und rasch weiterzuentwickeln.

 

Wunsch und Wirklichkeit

Der Gallup Engagement Index für 2021 zeigt, dass nur 21 % aller Mitarbeiter:innen eine hohe emotionale Bindung zu ihrem:ihrer Arbeitgeber:in haben und 19 % sogar gar keine aufweisen – der Rest liegt irgendwo dazwischen. Das sind keine optimalen Bedingungen für ein langes, fruchtbares Dienstverhältnis. Immer öfter müssen sich Apothekenchefs mit Bewerber:innen auseinandersetzen, die fehlende Qualifikationen sowie massive Kompetenzlücken aufweisen und wenig Bereitschaft zeigen, sich zumindest durchschnittlich zu engagieren. Wer Bewerbungsgespräche führt, der weiß, dass die „Generation Z“ ihrem Ruf mehr als gerecht wird: Das Arbeitsleben muss Unterhaltung und Abwechslung bieten, immer modernstes Equipment bereitstellen und möglichst flexibel auf Freizeitbedürfnisse abgestimmt werden. Dass hier schon allein regelmäßige Öffnungszeiten nicht mithalten können, liegt auf der Hand. Und dass ein Job an der Tara auch nicht aus dem Homeoffice zu bewerkstelligen ist, macht es nicht besser.

 

Tipps gegen Fachkräftemangel

  1. Jammern hilft nicht, es braucht einen guten Plan!
    Überlegen Sie, wo konkret welche Ressourcen fehlen oder in absehbarer Zeit möglicherweise unbesetzt sind. Analysieren Sie ihre aktuelle Situation und setzen Sie sich HR-Ziele für das laufende und kommende Jahr. Analysieren Sie dabei auch Ihre Geschäftsprozesse – gibt es Möglichkeiten, zu modernisieren oder umzustrukturieren?
  2. Mitarbeiterbindung statt Fluktuation:
    Attraktive Benefits und angenehme Arbeitsbedingungen erleichtern vieles. Neben einem attraktiven Gehalt und einem wertschätzenden Arbeitsklima braucht es noch zusätzliche Boni, die gute Gründe darstellen, um zu bleiben. Nicht nur finanzielle Attraktivität gibt dabei den Ausschlag, sondern andere Faktoren sind mindestens ebenso wichtig. Wenn Sie selbst keine Idee haben, was ihre Mitarbeiter:innen zufriedenstellt – fragen Sie einfach! Vielleicht ist es für einen der tägliche Essensbon und für andere eine Karte für die Öffis, eine Altersvorsorge oder ein Bonussystem?
  3. Mitarbeiterbindung beginnt am Tag 1:
    Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung müssen im Bestfall schon bei der Einstellung, beim Onboarding und danach laufend erfolgen. Ist der Fuß einmal draußen, ist es meist zu spät! Ein Willkommenspaket, das von Anfang an klarmacht, wie sehr der:die neue Mitarbeiter:in geschätzt wird, macht gute Stimmung, ebenso ein sympathisches Unternehmensbild auf Social-Media-Kanälen.
  4. Mitarbeiterbindung ist kein Einwegprodukt:
    Bleiben Sie am Ball! Gehen Sie mit Ihren Mitarbeiter:innen spazieren, während Sie ein Mitarbeitergespräch führen, stellen Sie Fahrräder zur Verfügung oder rufen Sie einen monatlichen Jour fixe im Lieblingslokal aus. Bieten Sie Ihren Mitarbeiter:innen Erlebnisse, Sprachkurse, Gutscheine für Kurzurlaube oder Yogakurse. Das, was andere nicht bieten, kommt gut an und muss dabei nicht teuer sein.
  5. Interessieren Sie sich für Ihre Mitarbeiter:innen!
    Fragen Sie regelmäßig und ehrlich, ob es den Mitarbeiter:innen gut geht und was verbessert werden könnte, um mehr Zufriedenheit zu erreichen. Und denken Sie daran, eine Perspektive zu geben, etwa mit steigender Verantwortung, einem breiteren Aufgabenfeld oder mehr Teammitgliedern.
  6. Weiterbildung zählt!
    Sie kommt nicht nur den Mitarbeiter:innen selbst zugute, sondern auch dem Unternehmen und fördert gleichzeitig die persönliche Motivation, gemeinsam zu wachsen.
  7. Nutzen Sie Social Media:
    Stellenanzeige schalten, Assessment Center und Vorstellungsgespräche, Einstellung – so sieht bis heute das Standardverfahren im Recruiting aus. Einfach, kostengünstig und erfolgversprechender sind jedoch Karriere-Plattformen wie XING oder LinkedIn. Auf diesen Kanälen können Profile angelegt und gezielt berufsbezogen nach einem passenden Gegenstück gesucht werden. Eine individuelle Ansprache wird so leicht und direkt ermöglicht und ist ein idealer Einstiegspunkt für ein erfolgreiches Karriere-Networking. Auch Instagram als visuelles Medium kann die eigene Arbeit einfach und attraktiv veranschaulichen. Davon profitieren insbesondere Branchen, in denen zum Beispiel Qualität und Kommunikation ausdrucksstark sichtbar gemacht werden kann. Die Videoplattform YouTube bietet die Möglichkeit exklusive Einblicke in die eigene Philosophie und das Betriebsklima zu gewähren. Letztlich gilt: Die Mischung macht’s.
  8. Netzwerk ausbauen:
    Auch negative Rückmeldungen können weiter genutzt werden. Bleiben Sie in Kontakt und verstehen Sie die bestehende Konversation als Teil Ihres Netzwerks. Hier könnte man zusätzlich auch mit einem Empfehlungsbonus arbeiten, um einen Anreiz zu schaffen, Sie bei der weiteren Suche zu unterstützen.



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